Glücksrad des sozialen Status und das Problem der Mehrfachdiskriminierung
Mit dieser Methode kann eine Diskussion über die gesellschaftliche Bedeutung bestimmter Merkmale wie z. B. Geschlecht, Ethnizität und Klasse angeregt werden. Um in diese Diskussion einzusteigen, „erspielen“ sich die Teilnehmenden einzeln mit dem Glücksrad fiktive Rollen. In diesen Rollen reflektieren sie Privilegien und Benachteiligungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das Glücksrad kann sowohl analog als auch digital durchgeführt werden. Beide Varianten und den genauen Ablauf der Methode findet ihr unter der Anleitung beschrieben.
Anleitung:
Wenn ihr die Methode analog umsetzen möchtet, müsst ihr im Vorfeld, je nach Gruppenanzahl, mindestens ein Glücksrad basteln (siehe Arbeitsblatt Glücksrad). Solltet ihr die Methode digital umsetzen, benötigen die Teilnehmenden ein Smartphone, ein Tablet oder einen PC sowie eine Internetverbindung, um den Link für das Glücksrad aufzurufen. Diesen findet ihr hier: https://bit.ly/3bqoo6C
Zu Beginn der Methode werden ungefähr gleich große Kleingruppen mit maximal fünf Personen gebildet. In jeder Gruppe sollte mindestens 1 gebasteltes Glücksrad vorhanden sein oder die Voraussetzungen für die digitale Variante erfüllt sein. Jede_r Teilnehmende dreht an dem Glücksrad so lange, bis die Person weiß, ob ihre fiktive Rolle weiblich oder männlich ist, und Informationen zu zwei weiteren Kategorien gedreht worden sind. Alle Teilnehmenden drehen also mindestens dreimal und sollten sich ihre „erspielte“ Rolle notieren.
Im Anschluss beschäftigen sich die Teilnehmenden zunächst allein in ihrer fiktiven Rolle mit den folgenden Fragen. Die Fragen sollten für jede Arbeitsgruppe visualisiert werden.
- Welche Chancen habe ich, einen existenzsichernden und guten Job zu bekommen?
- Welche Möglichkeiten habe ich, um bei mir im Betrieb mitzubestimmen?
- Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich ein politisches Amt ausübe?
- Welche Erfolgsaussichten habe ich auf eine Wohnung, in der ich gerne leben möchte?
Dann stellen sich die Teilnehmenden in den Kleingruppen ihre Antworten auf die Fragen vor und können diskutieren, warum diese Antworten gegeben worden sind und ob es abweichende Einschätzungen von anderen Gruppenmitgliedern gibt. Die Kleingruppen sollten dazu ca. 30 Minuten Zeit bekommen.
Abschließend kommen alle Teilnehmenden wieder im Plenum für eine gemeinsame Diskussion zusammen und legen bewusst ihre „erspielten“ Rollen ab. Die folgenden Fragen können diskutiert werden:
- Wie ist es euch mit der Übung ergangen?
- Hattet ihr „Glück“ beim „Erspielen“ eurer fiktiven Rolle und konntet eure Chancen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik als gut einschätzen?
- Wart ihr euch in der Gruppe immer einig, ob eine fiktive Rolle als privilegiert oder benachteiligt in Bezug auf die Fragen einzuschätzen ist?
- Habt ihr konkrete Beispiele, in denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts und eines weiteren Merkmals aus dem Glücksrad diskriminiert worden sind?
- Was können wir tun, damit bestimmte Merkmale keine Benachteiligung mehr darstellen? Was müssen wir dazu (gewerkschafts-)politisch fordern? Insgesamt könnt ihr 30 bis 60 Minuten für diese Diskussion einplanen.
Ziele:
- Die Teilnehmenden setzen sich mit der Problematik der Mehrfachdiskriminierung („Intersektionalität“) auseinander und erkennen, dass nicht das Geschlecht allein über Chancen und Nachteile in unserer Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt entscheidet. Sie reflektieren, dass andere Merkmale wie Ethnizität, Klasse, Sexualität, Religion, Behinderung und Gesundheit ebenso bedeutsam sind.
- Die Teilnehmenden machen sich ihren eigenen sozialen Status bewusst und kommen in einen Austausch über die sozialen Auswirkungen gesellschaftlicher Privilegien und Benachteiligungen.
- Die Teilnehmenden erarbeiten erste Handlungsansätze, um den strukturellen Benachteiligungen entgegenzuwirken.
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